German Fairy Tales
Hänsel
und Gretel
by
Eugene R. Moutoux
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"Hänsel
aber hatte . . . immer
einen von
den blanken
Kieselsteinen aus
seiner
Tasche auf den
Weg geworfen."
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abholen
- pick up, call
for
anmachen - turn on; light (a fire)
anziehen (zog an, ange- zogen)
- put on (clothes)
sich ausruhen - rest
r Ast (¨-e) - limb
e Axt (¨-e) - ax
r Berg (-e) - mountain
s Brett (-er) - board
s Dach (¨-er) - roof
frieren (o, o) - freeze; be cold
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glänzen
- sparkle
hauen (hieb, gehauen) - hack, cut
r Kieselstein (-e) - pebble
Mittag (-e) -
noon
mitten in (w/ dat./acc.) - in(to) the middle of
r Mond (-e) - moon
e Müdigkeit - fatigue
in der (die) Nähe - near
r Schlag (¨-e) - blow, stroke
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seufzen
- sigh
s Stück (-e)
- piece
e Tasche (-n)
- pocket; purse
trösten
- console
vorher
- before, previously
wecken
- wake (tr.)
eine Weile
- a while
r Wind (-e)
- wind
zeigen
- show
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Vor einem großen Walde wohnte ein
armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern;
das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Er
hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als
große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das tägliche
Brot nicht mehr schaffen.
Wie er sich nun abends im Bette
Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte,
seufzte er und sprach zu seiner Frau: "Was soll aus
uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren,
da wir für uns selbst nichts mehr haben?"
"Weißt du was, Mann",
antwortete die Frau, "wir wollen in aller Frühe
die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten
ist. Da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem
noch ein Stückchen Brot; dann gehen wir an unsere
Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg wieder
nicht nach Haus, und wir sind sie los."
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Holzhacker:
woodcutter / Bübchen = kleiner Junge
/ beißen und brechen: eat
/ Teuerung: famine
/ täglich: daily
/ schaffen: provide
/ sich Gedanken machte:
wondered
/ sich herumwälzte: tossed and turned
/ ernähren:
nourish / in aller Frühe:
very early / am dicksten:
densest / wir sind sie los:
we are rid of them
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"Nein, Frau", sagte der
Mann, "das tue ich nicht. Wie sollt' ich’s übers
Herz bringen, meine Kinder im Walde allein zu lassen?
Die wilden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen."
"O du Narr", sagte sie, "dann müssen
wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die
Bretter für die Särge hobeln", und ließ ihm
keine Ruhe, bis er einwilligte.
"Aber die armen Kinder dauern
mich doch", sagte der Mann.
Die zwei Kinder hatten vor Hunger
auch nicht einschlafen können und hatten gehört, was
die Stiefmutter zum Vater gesagt hatte. Gretel weinte
bittere Tränen und sprach zu Hänsel: "Nun ist’s
um uns geschehen."
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übers Herz bringen:
find it in my hear
/ Narr: fool
/ Hungers sterben:
die of hunger
/ hobeln: plane
/ einwilligte:
consented
/ die armen Kinder dauern mich: I feel sorry for the
poor children
/ vor Hunger: because of hunger
/ hatten nicht einschlafen können:
(double-infinitive
construction) had not be able to fall asleep
/ Nun ist's um uns geschehen: now we are done for
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"Still, Gretel", sprach Hänsel,
"gräme dich nicht, ich will uns schon
helfen." Und als die Alten eingeschlafen waren,
stand er auf, zog ein Röcklein an, machte die Untertür
auf und schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz
hell, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus
lagen, glänzten wie lauter Batzen. Hänsel bückte sich
und steckte so viele in sein Rocktäschlein, als nur
hinein wollten. Dann ging er wieder zurück und sprach
zu Gretel: "Sei getrost, liebes Schwesterchen, und
schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht
verlassen", und legte sich wieder in sein Bett.
Als der Tag anbrach, noch ehe die
Sonne aufgegangen war, kam schon die Frau und weckte die
beiden Kinder: "Steht auf, ihr Faulenzer, wir
wollen in den Wald gehen und Holz holen." Dann gab
sie jedem ein Stückchen Brot und sprach: "Da habt
ihr etwas für den Mittag, aber eßt’s nicht vorher
auf, weiter kriegt ihr nichts."
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gräme dich nicht:
don't grieve / Röcklein:
little coat / Untertür:
downstairs door / hell:
bright / Batzen:
an old German coin / Rocktäschlein:
little coat pocket / als nur hinein wollten:
as would go in / Sei getrost:
cheer up / anbrach:
broke / Faulenzer:
loafer
/ weiter kriegt ihr nichts:
you'll get nothing more
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Gretel nahm das Brot unter die Schürze,
weil Hänsel die Steine in der Tasche hatte. Danach
machten sie sich alle zusammen auf den Weg nach dem
Wald. Als sie ein Weilchen gegangen waren, stand Hänsel
still und guckte nach dem Haus zurück und tat das
wieder und immer wieder. Der Vater sprach: "Hänsel,
was guckst du da und bleibst zurück. Hab acht und vergiß
deine Beine nicht."
"Ach, Vater", sagte Hänsel,
"ich sehe nach meinem weißen Kätzchen, das oben
auf dem Dach sitzt und mir Ade sagen will."
Die Frau sprach: "Narr, das ist dein Kätzchen
nicht, das ist die Morgensonne, die auf den Schornstein
scheint." Hänsel aber hatte nicht nach dem Kätzchen
gesehen, sondern immer einen von den blanken
Kieselsteinen aus seiner Tasche auf den Weg geworfen.
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Schürze:
apron / machten sich auf den Weg:
set out / guckte: looked / immer wieder:
again and again / was
= warum / Hab acht:
Pay attention
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Als sie mitten in den Wald gekommen
waren, sprach der Vater: "Nun sammelt Holz, ihr
Kinder, ich will ein Feuer anmachen, damit ihr nicht
friert."
Hänsel und Gretel trugen Reisig
zusammen, einen kleinen Berg hoch. Das Reisig wurde
angezündet, und als die Flamme recht hoch brannte,
sagte die Frau: "Nun legt euch ans Feuer, ihr
Kinder, und ruht euch aus. Wir gehen in den Wald und
hauen Holz. Wenn wir fertig sind, kommen wir wieder und
holen euch ab."
Hänsel und Gretel saßen am Feuer,
und als der Mittag kam, aß jedes ein Stücklein Brot.
Und weil sie die Schläge der Holzaxt hörten, so
glaubten sie, ihr Vater wäre in der Nähe. Es war aber
nicht die Holzaxt, es war ein Ast, den er an einen dürren
Baum gebunden hatte, und den der Wind hin und her
schlug. Und als sie so lange gesessen hatten, fielen
ihnen die Augen vor Müdigkeit zu, und sie schliefen
fest ein.
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Reisig:
brushwood / brannte:
burned
/ dürr: dry
/ hin und her: back and forth
/ fielen zu: closed
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Als sie endlich erwachten, war es
schon finstere Nacht. Gretel fing an zu weinen und
sprach: "Wie sollen wir nun aus dem Wald
kommen!"
Hänsel aber tröstete sie:
"Wart nur ein Weilchen, bis der Mond aufgegangen
ist, dann wollen wir den Weg schon finden." Und als
der volle Mond aufgestiegen war, so nahm Hänsel sein
Schwesterchen an der Hand und ging den Kieselsteinen
nach, die wie neugeschlagene Batzen schimmerten und
ihnen den Weg zeigten.
Sie gingen die ganze Nacht hindurch
und kamen bei anbrechendem Tag wieder zu ihres Vaters
Haus. Sie klopften an die Tür, und als die Frau
aufmachte und sah, daß es Hänsel und Gretel war,
sprach sie: "Ihr bösen Kinder, was habt ihr so
lange im Walde geschlafen. Wir haben geglaubt, ihr
wolltet gar nicht wiederkommen." Der Vater aber
freute sich, denn es war ihm zu Herzen gegangen, daß er
sie so allein zurückgelassen hatte.
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erwachten:
awoke / finster:
dark / aufgestiegen war:
had climbed / ging den Kieselsteinen nach:
followed the pebbles / wie neugeschlagene Batzen schimmerten:
glimmered like
newly minted coins / die ganze Nacht hindurch:
throughout the night / bei einbrechendem Tag:
at the break of day / zu ihres Vaters Haus:
(In the fairy tales, the
genitive often precedes the noun to which it
pertains.) / was:
why (colloquial)
/ es war ihm zu Herzen
gegangen:
it had moved his heart
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Beantworten Sie
die folgenden Fragen!
1. Warum glaubte
der Vater, die Kinder nicht mehr ernähren zu können?
2. Was wollte seine Frau mit den
Kindern tun?
3. Was hatte der
Vater gegen diesen Vorschlag der Frau ?
4.
Warum willigte der Mann doch endlich ein?
5. Wie konnten
die Kinder erfahren, was die Eltern mit ihnen tun wollten?
5. Was machte Hänsel,
als er mitten in der Nacht aus dem Haus ging?
6. Was gab die
Frau jedem der beiden Kinder, bevor sie am anderen Morgen das
Haus verließen?
7. Was antwortete Hänsel, als
sein Vater ihn auf dem Weg fragte, warum er immer wieder nach
dem Haus zurückschaue?
8.
Was machte er wirklich, indem er sich umdrehte?
9. Was sagten
Mann und Frau zu den Kindern, bevor sie weggingen und die Kinder
allein ließen?
10. Warum
glaubten die Kinder, daß die Eltern noch in der Nähe seien?
11. Wie haben die
Kinden den Weg nach Hause gefunden?
12. Freuten sich die Eltern, als
die Kinder am anderen Morgen ankamen?
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bauen
- build
s Bröckchen (-)
- morsel; crum
danach
- after that, after- wards
erwachen
- awaken (intr.)
e Fensterscheibe (-n)
- window pane
finster
- dark
r Flügel (-)
- wing
gelangen
- reach, attain
s Gespräch (-e)
- conversa- tion
hell
- bright
|
herankommen
(a, o) - approach
e Hilfe (-n) - help
himmlisch - heavenly
in die Höhe -
up
hören auf (w/ acc.) - listen to
knuspern - nibble
e Krücke (-n) - crutch
r Kuchen (-) - cake
r Laib (-e) - loaf (of bread)
s Lied (-er) - song
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nachgeben (i; a, e) - give in`
sich niedersetzen - sit down
e Rettung (-en) - rescue
ruhig - calm, peaceful; quiet
schneeweiß - white as snow
teilen - share
verschließen (o, -ossen) -
lock
vorige - previous, last
wach - awake
r Zucker - sugar
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Nicht
lange danach war wieder Not in allen Ecken, und die
Kinder hörten, wie die Mutter nachts im Bette zu dem
Vater sprach: "Alles ist wieder aufgezehrt. Wir
haben noch einen halben Laib Brot, hernach hat das Lied
ein Ende. Die Kinder müssen fort, wir wollen sie tiefer
in den Wald hineinführen, damit sie den Weg nicht
wieder heraus finden; es ist sonst keine Rettung für
uns."
Dem Mann fiel’s schwer aufs Herz,
und er dachte: "Es wäre besser, daß du den
letzten Bissen mit deinen Kindern teiltest." Aber
die Frau hörte auf nichts, was er sagte, schalt ihn und
machte ihm Vorwürfe. Wer A sagt, muß auch B sagen, und
weil er das erste Mal nachgegeben hatte, so mußte er es
auch zum zweiten Mal.
Die Kinder waren aber noch wach
gewesen und hatten das Gespräch mit angehört. Als die
Alten schliefen, stand Hänsel wieder auf, wollte hinaus
und Kieselsteine auflesen wie das vorige Mal, aber die
Frau hatte die Tür verschlossen, und Hänsel konnte
nicht heraus. Aber er tröstete sein Schwesterchen und
sprach: "Weine nicht, Gretel, und schlaf nur ruhig,
der liebe Gott wird uns schon helfen."
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Bissen:
bit
/ schalt: scolded
/ machte ihm Vorwürfe:
reproached him / mit:
(adv.) also / auflesen: gather
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Am frühen Morgen kam die Frau und
holte die Kinder aus dem Bette. Sie erhielten ihr Stückchen
Brot, das aber noch kleiner als das vorige Mal war. Auf
dem Wege nach dem Wald bröckelte es Hänsel in der
Tasche, stand oft still und warf ein Bröcklein auf die
Erde. "Hänsel, was stehst du und guckst dich
um", sagte der Vater. "Geh deiner Wege."
"Ich sehe nach meinem Täubchen,
das auf dem Dache sitzt und mir Ade sagen will",
antwortete Hänsel.
"Narr", sagte die Frau,
"das ist dein Täubchen nicht, das ist die
Morgensonne, die auf den Schornstein oben scheint."
Hänsel aber warf nach und nach alle Bröcklein auf den
Weg.
Die Frau führte die Kinder noch
tiefer in den Wald, wo sie ihr Lebtag noch nicht gewesen
waren. Da wurde wieder ein großes Feuer angemacht, und
die Mutter sagte: "Bleibt nur da sitzen, ihr
Kinder, und wenn ihr müde seid, könnt ihr ein wenig
schlafen. Wir gehen in den Wald und hauen Holz, und
abends, wenn wir fertig sind, kommen wir und holen euch
ab."
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bröckelte:
crumbled
/ Bröcklein: crumbs
/ guckst dich um: look around
/ Geh deiner Wege: Go about your business
/ nach und nach: little by little
/ ihr Lebtag: in their life
|
Als es Mittag war, teilte Gretel ihr Brot mit Hänsel,
der sein Stück auf den Weg gestreut hatte. Dann
schliefen sie ein, und der Abend verging, aber niemand
kam zu den armen Kindern. Sie erwachten erst
in der finstern Nacht, und Hänsel tröstete sein
Schwesterchen und sagte: "Wart nur, Gretel, bis der
Mond aufgeht, dann werden wir die Brotbröcklein sehen,
die ich ausgestreut habe. Die zeigen uns den Weg nach
Haus."
Als der Mond kam, machten sie sich
auf, aber sie fanden kein Bröcklein mehr, denn die
vieltausend Vögel, die im Walde und im Felde
umherfliegen, die hatten sie weggepickt. Hänsel sagte
zu Gretel: "Wir werden den Weg schon finden",
aber sie fanden ihn nicht.
Sie gingen die ganze Nacht und noch
einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem
Wald nicht heraus und waren so hungrig, denn sie hatten
nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen.
Und weil sie so müde waren, daß die Beine sie nicht
mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum
und schliefen ein.
|
verging:
passed / ausgestreut:
scattered
/ machten sie sich auf:
they set out
/ weggepickt: pecked away
|
Nun war’s schon der dritte Morgen,
daß sie ihres Vaters Haus verlassen hatten. Sie fingen
wieder an zu gehen, aber sie gerieten immer tiefer in
den Wald, und wenn nicht bald Hilfe kam, so mußten sie
verschmachten.
Als es Mittag war, sahen sie ein schönes
schneeweißes Vöglein auf einem Ast sitzen, das so schön
sang, daß sie stehen blieben und ihm zuhörten. Und als
es fertig war, schwang es seine Flügel und flog vor
ihnen her, und sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen
gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie
ganz nah herankamen, so sahen sie, daß das Häuslein
aus Brot gebaut war und mit Kuchen gedeckt; aber die
Fenster waren von hellem Zucker. "Da wollen wir uns
dran machen", sprach Hänsel", und eine
gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach
essen, Gretel, und du kannst vom Fenster essen. Das
schmeckt süß."
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gerieten:
got
/ verschmachten: die
/ schwang: swung
/ flog vor ihnen her: flew ahead of them
/ Da...machen: let's get at it
/ eine gesegnete Mahlzeit halten: have a blessed meal
|
Hänsel reichte in die Höhe und
brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen, wie
es schmeckte, und Gretel
stellte sich an die Scheiben und knupperte daran. Da
rief eine feine Stimme aus der Stube heraus:
"Knupper knupper kneischen’
wer knupert an meinem Häuschen?"
Die Kinder antworteten:
Der Wind, der Wind,
das himmlische Kind",
und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel,
dem das Dach sehr gut schmeckte, riß sich ein großes
Stück davon herunter, und Gretel stieß eine ganze
runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder und tat
sich wohl damit. Da ging auf einmal die Tür auf, und
eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte,
kam herausgeschlichen.
|
Scheiben:
(window) panes
/ knupperte: nibbled
/ kneischen: (perhaps a nonsense word, chosen to rhyme
with Häuschen) / ohne sich...lassen:
without
becoming perplexed / riß herunter:
tore down / stieß heraus:
poked out
/ tat sich wohl damit:
enjoyed it / steinalt:
as old as the
hills / stützte:
supported / kam
herausgeschlichen:
came creeping out
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Was wollte Hänsel machen, nachdem er und
seine Schwester noch einmal nachts im Bett die Eltern hatten
sprechen hören?
2. Warum gelang es ihm diesmal nicht,
Kieselsteine zu bekommen?
3. Was machte Hänsel mit dem Stück Brot,
das ihm die Frau gegeben hatte?
4. Wohin führte die Frau diesmal die Kinder?
5. Was sagte sie ihnen, ehe sie
wegging?
6. Was machten die Kinder, nachdem die Eltern
weggegangen waren?
7. Was wollten sie machen, nachdem der Mond
aufging? Warum ging das nicht?
8. Wie lange gingen sie durch den Wald? Was
hatten sie zu essen?
9. Was für einen Vogel sahen sie dann am
dritten Tag?
10. Wohin führte sie der Vogel?
11. Wie war das Haus
gebaut?
12. Was fingen die Kinder an zu
tun?
13. Welche Teile des Hauses aßen sie
zuerst?
14. Was für eine Stimme hörten sie? Woher
kam diese Stimme?
15. Was fragte die
Stimme?
16. Was machten die Kinder, als sie die
Stimme hörten?
17. Warum stieß Gretel die runde
Fensterscheibe heraus?
18. Wer kam aus dem
Haus?
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r
Apfel (¨) -
apple
e Backe (-n) - cheek
backen (ä; backte, gebacken) - bake
bitterlich - bitterly
bloß -
mere(ly)
e Brücke (-n) - bridge
einsperren - lock up, lock in
e Ente (-n) - duck
fallen lassen (ä; ie, a) - drop
r Festtag (-e) - holiday
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fett - fat
fühlen
- feel
e Gans (¨-e) - goose
geschehen (ie; a, e) - happen
e Gewalt (-en) - power
e Handvoll (-)
- handfull
herbeilocken - lure
heulen
- howl
r Kessel (-) - kettle
r Knochen (-)
- bone
|
mager - thin
e Öffnung (-en)
- opening
r
Pfannekuchen (-)
- pancake
schlachten
- slaughter
e Schürze (-n)
- apron
schwimmen (a, o)
- swim; float
r Stall (¨-e)
- stall; stable
r Stoß (¨-sse)
- push; punch; shove; poke
zumachen
- close
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Hänsel und Gretel erschraken so
gewaltig, daß sie fallen ließen, was sie in den Händen
hielten. Die Alte aber wackelte mit dem Kopfe und
sprach: "Ei, ihr lieben Kinder, wer hat euch
hierher gebracht? Kommt nur herein und bleibt bei mir,
es geschieht euch keid Leid." Sie faßte beide an
der Hand und führte sie in ihr Häuschen. Da wurde
gutes Essen aufgetragen. Milch und Pfannekuchen mit
Zucker, Äpfel und Nüsse. Hernach wurden zwei schöne
Bett- lein weiß gedeckt, und Hänsel und Gretel legten
sich hinein und meinten, sie wären im Himmel.
Die Alte hatte sich nur so freundlich
ange- stellt, sie war aber eine böse Hexe, die den
Kindern auflauerte, und hatte das Brothäuslein bloß
gebaut, um sie herbeizulocken. Wenn eins in ihre Gewalt
kam, so machte sie es tot, kochte es und aß es, und das
war ihr ein Festtag. Die Hexen haben rote Augen und können
nicht weit sehen, aber sie haben eine feine Witterung
wie die Tiere und merken’s, wenn Menschen herankommen.
Als Hänsel und Gretel in ihre Nähe kamen, da lachte
sie boshaft und sprach höhnisch: "Die habe ich,
die sollen mir nicht wieder entwischen."
|
wackelte
mit dem Kopfe: shook
her head / Ei:
Indeed! / Leid:
harm / faßte an der Hand:
took
by the hand / aufgetragen:
served / Hernach:
after that / hatte sich angestellt:
had pretended to be
/ auflauerte:
lay in wait / Witterung:
sense of smell / boshaft:
maliciously / höhnisch:
scornfully / entwischen: escape
|
Früh morgens, ehe die Kinder erwacht waren, stand
sie schon auf, und als sie beide so lieblich ruhen sah,
mit den vollen roten Backen, so murmurlte sie vor sich
hin: "Das wird ein guter Bissen werden." Da
packte sie Hänsel mit ihrer dürren Hand und trug ihn in
einen kleinen Stall und sperrte ihn mit einer Gittertür
ein. Er mochte schreien, wie er wollte, es half ihm
nichts.
Dann ging sie zur Gretel, rüttelte
sie wach und rief: "Steh auf, Faulenzerin, trag
Wasser und koch deinem Bruder etwas Gutes! Der sitzt
draußen im Stall und soll fett werden. Wenn er fett
ist, so will ich ihn essen." Gretel fing an
bitterlich zu weinen, aber es war alles vergeblich; sie
mußte tun, was die böse Hexe verlangte.
|
murmelte vor sich hin: muttered to herself
/ Bissen:
mouthful
/ dürr: skinny
/ Gittertür:
door with iron bars / Er
mochte...wollte:
No matter how much he screamed / rüttelte: shook
/ Faulenzerin: loafer
/ vergeblich: of no avail
|
Nun wurde dem armen Hänsel das beste
Essen gekocht, aber Gretel bekam nichts als
Krebsschalen. Jeden Morgen schlich die Alte zu dem Ställchen
und rief: "Hänsel, streck deine Finger heraus,
damit ich fühle, ob du bald fett bist." Hänsel
streckte ihr aber ein Knöchlein heraus, und die Alte,
die trübe Augen hatte, konnte es nicht sehen und
meinte, es wären Hänsels Finger, und verwunderte sich,
daß er gar nicht fett werden wollte.
Als vier Wochen herum waren, und Hänsel
immer mager blieb, da übernahm sie die Ungeduld, und
sie wollte nicht länger warten. "Heda,
Gretel", rief sie dem Mädchen zu, "sei flink
und trag Wasser. Hänsel mag fett oder mager sein,
morgen will ich ihn schlachten und kochen."
Ach, wie jammerte das arme
Schwesterchen, als sie das Wasser tragen mußte, und wie
flossen ihr die Tränen über die Backen herunter!
"Lieber Gott, hilf uns doch", rief sie aus. Hätten
uns nur die wilden Tiere im Wald gefressen, so wären
wir doch zusammen gestorben."
|
Krebsschalen: crab shells / streck heraus:
stretch out / trübe: murky
/ verwunderte sich: was surprised
/ nicht wollte: wasn't
/ herum waren: had gone by
/ übernahm sie die Ungeduld: she was overcome with impatience
/ Heda: Hey!
/ rief sie dem Mädchen zu:
she called to the girl / flink: quick
/ Hänsel...sein: no matter
if Hänsel is fat or skinny / Hätten uns
nur...: If only...
|
"Spar nur dein Geblärre",
sagte die Alte, "es hilft dir alles nichts."
Früh morgens mußte Gretel heraus, den Kessel mit
Wasser aufhängen und Feuer anzünden. "Erst wollen
wir backen", sagte die Alte. "Ich habe den
Backofen schon eingeheizt und den Teig geknetet."
Sie stieß die arme Gretel hinaus zu dem Backofen, aus
dem die Feuerflammen schon herausschlugen. "Kriech
hinein", sagte die Hexe, und sieh zu, ob recht
eingeheizt ist, damit wir das Brot hineinschieben können."
Und wenn Gretel darin war, wollte sie den Ofen zumachen,
und Gretel sollte darin braten, und dann wollte sie sie
auch aufessen.
Aber Gretel merkte, was sie im Sinn
hatte, und sprach: "Ich weiß nicht, wie ich’s
machen soll. Wie komm’ ich da hinein?"
|
spar: spare / Geblärre:
bawling / aufhängen:
hang up / Backofen:
(baking) oven / eingeheizt:
warmed up / geknetet: kneaded
/ herausschlugen:
leapt out / sieh zu: see
/ braten: roast
/ sie aufessen: eat her up
/ im Sinn
hatte: had
in mind
|
"Dumme Gans", sagte die
Alte, "die Öffnung ist groß genug, siehst du
wohl, ich könnte selbst hinein", krabbelte heran
und steckte den Kopf in den Backofen. Da gab ihr Gretel
einen Stoß, daß sie weit hineinfuhr, machte die
eiserne Tür zu und schob den Riegel vor. Hu! da fing
sie an zu heulen, ganz grauselig. Aber Gretel lief fort,
und die gottlose Hexe mußte elendiglich verbrennen.
Gretel aber lief schnurstracks zum Hänsel,
öffnete sein Ställchen und rief: "Hänsel, wir
sind erlöst, die alte Hexe ist tot." Da sprang Hänsel
heraus wie ein Vogel aus dem Käfig, wenn ihm die Tür
aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut, sind sich
um den Hals gefallen, und herumgesprungen und haben sich
geküßt! Und weil sie sich nicht mehr zu fürchten
brauchten, so gingen sie in das Haus der Hexe hinein. Da
standen in allen Ecken Kasten mit Perlen und
Edelsteinen.
|
krabbelte heran: crawled ahead / weit hineinfuhr:
went way in / schob den Riegel vor:
fastened the bar / Hu!: Whew!
/ grauselig: horribly
/ elendiglich: miserably
/ schnurstracks: at once
/ Käfig: cage
|
"Die sind noch besser als
Kieselsteine", sagte Hänsel und steckte in seine
Taschen, was hinein wollte, und Gretel sagte: "Ich
will auch etwas mit nach Haus bringen", und füllte
sich ihr Schürzchen voll.
"Aber jetzt wollen wir
fort", sagte Hänsel, "damit wir aus dem
Hexenwald herauskommen."
Als sie aber ein paar Stunden
gegangen waren, gelangten sie an ein großes Wasser.
"Wir können nicht hinüber", sprach Hänsel.
"Ich sehe keinen Steg und keine Brücke."
"Hier fährt auch kein
Schiffchen", antwortete Gretel, "aber da
schwimmt eine weiße Ente. Wenn ich die bitte, so hilft
sie uns hinüber." Da rief sie:
"Entchen, Entchen,
da steht Gretel und Hänsel.
Kein Steg und keine Brücke,
nimm uns auf deinen weißen Rücken."
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Wasser: body of water / Steg:
foot bridge
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Das Entchen kam auch heran, und Hänsel setzte sich
auf und bat sein Schwesterchen, sich zu ihm zu setzen.
"Nein", antwortete Gretel, es wird dem Entchen
zu schwer. Es soll uns nacheinander hinüber
bringen." Das tat das gute Tierchen, und als sie glücklich
drüben waren und ein Weilchen fortgingen, da kam ihnen
der Wald immer bekannter und immer bekannter vor, und
endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus.
Da fingen sie an zu laufen, stürzten
in die Stube hinein und fielen ihrem Vater um den Hals.
Der Mann hatte keine frohe Stunde gehabt, seitdem er die
Kinder im Walde gelassen hatte; die Frau aber war
gestorben. Gretel schüttete ihr Schürzchen aus, daß
die Perlen und Edelsteine in der Stube herumsprangen,
und Hänsel warf eine Handvoll nach der andern aus
seiner Tasche dazu.
Da hatten alle Sorgen ein Ende, und sie lebten in
lauter Freude zusammen. Mein Märchen ist aus, dort läuft
eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große, große
Pelzkappe daraus machen.
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sich zu ihm zu setzen: sit down next to him
/ drüben:
on the
other side / kam ihnen vor: seemed to them
/ stürzten: rushed
/ seitdem: (conj.) since (temporal)
/ schüttete aus: dumped out
/ dazu: also
/ aus: finished
/ Pelzkappe: fur hood
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Beantworten Sie die
folgenden Fragen!
1. Was sagte die alte Frau, um die Kinder zu
beruhigen?
2. Was gab sie den Kindern am ersten Abend zu
essen?
3. Warum meinten die Kinder, sie wären im
Himmel?
4. Was für eine Frau war die Alte
wirklich?
5. Warum hatte sie das Brothäuslein
gebaut?
6. Welche Tage waren für die Hexe
Festtage?
7. Wen holte sie am anderen Morgen zuerst aus
dem Bett?
8. Wo mußte Hänsel
hin?
9. Warum sollte Gretel ihrem Bruder etwas
Gutes kochen?
10. Warum ging die Alte jeden Morgen zu
Hänsel?
11. Wie brachte Hänsel es fertig, die Hexe
vier Wochen lang zu betrügen?
12. Was wollte die Alte tun, nachdem vier
Wochen schon herum waren und Hänsel immer noch nicht fett war?
13. Was hatte die Hexe im Sinne, als sie Gretel sagte, sie
solle nachsehen, ob der Ofen recht eingeheizt sei?
14. Wie tötete Gretel die
Hexe?
15. Wohin ging Gretel dann und zu welchem
Zweck?
16. Was machten die Kinder, als Hänsel aus
seinem Stall herauskam?
17. Warum hatten sie keine Angst, wieder ins
Haus hineinzugehen?
18. Was fanden im
Hause?
19. Was machten sie mit den Perlen und
Edelsteinen?
20. Was für ein Problem hatten sie auf dem
Weg nach Hause?
21.Wie lösten sie das Problem?
22. Wie zeigten die Kinder, daß sie ihren
Vater immer noch liebten?
23. Wie war es dem Mann und seiner Frau
inzwischen ergangen?
24. Was machten die Kinder mit den Perlen und
Edelsteinen, die sie mitgebracht hatten?
* * * * *
Vergleichen Sie dieses
Märchen mit "Brüderchen und Schwesterchen", das auch
von einem Bruder und einer Schwester handelt!
* * * * *
Erzählen Sie die
Geschichte, wie sie Hänsel und Gretel ihrem Vater erzählen!
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Here
are the two-way
prepositions:
an - on (a vertical plane); to; at
auf - on (a horizontal plane); to
in - in, into
über - over, above; about
unter - below; among
vor - in front of
hinter - behind
neben - next to
zwischen - between
In general, these nine prepositions take accusative
objects when there is motion toward the object of
the preposition, and they take dative objects
when there is no such motion. Examples: Sie
stellte das Glas auf den Tisch. Das Glas steht
immer noch auf dem Tisch.
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The
German past-perfect
tense is composed
of narrative-past forms of the helping verb haben or
sein and the past participle of the verb whose
past-perfect tense is being formed. Examples:
ich hatte gesagt (I
had said)
du hattest gesagt (you had said)
er, sie, es hatte gesagt
(he, she, it had said)
wir hatten gesagt (we
had said)
ihr hattet gesagt (you
all had said)
sie, Sie hatten gesagt
(they, you had said)
* * * * *
ich war gelaufen (I
had run)
du warst gelaufen (you
had run)
er, sie, es war gelaufen
(he, she, it had run)
wir waren gelaufen (we
had run)
ihr wart gelaufen (you
all had run)
sie, Sie waren gelaufen
(they, you had run)
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